In Sachen Aufstieg ist der SV Darmstadt 98 Wiederholungstäter. Doch jeder Gang nach oben war für sich einzigartig

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Steil bergauf

Darmstadt grüßt seine Meister. Erstmals gelang den Darmstädtern im Mai 1978 unter Trainer Buchmann (im Bild) der Aufstieg in das Oberhaus. Die Verhältnisse waren damals andere, wie auch die finanzielle Situation. Die Spieler gingen - heute undenkbar - zum Großteil noch geregelten Berufen nach. Der Begriff „Feierabendfußballer“ hatte auf dieser Grundlage einen wahren Kern. Archivfoto: Jürgen Schmidt

Aufstieg können sie, die Lilien. Das haben sie in der Vergangenheit immer wieder bewiesen. Aber um Missverständnisse zu vermeiden: Eine Fahrstuhlmannschaft ist der SV Darmstadt 98 deshalb noch lange nicht. Und machen wir uns nichts vor: In den vergangenen Jahren zeigte die Erfolgskurve nicht immer nach oben. Gleichwohl: Dass die Rückkehr der Lilien in die Bundesliga nun ansteht, überrascht wenig, sondern ist vielmehr Ausdruck konstanter guter Arbeit.

Man darf sie durchaus als Resultat einer sehr erfolgreichen auf Stabilität ausgerichteten Vereinsarbeit anerkennen, die sich nicht an kurzwie schnelllebigen Erfolgen orientierte. Umso schöner ist es, dass der Aufstieg im Mai 2023, fast auf den Tag genau 125 Jahre nach Vereinsgründung perfekt gemacht wurde. Wobei diesbezüglich manch ein Fußballhistoriker den Finger hebt. Denn bei seiner Gründung am 22. Mai 1898 hieß der Verein noch FK Olympia 1898 Darmstadt. Erst ab November 1919 nach der Fusion mit dem SC Darmstadt trieb man sich und die Akteure mit der nun offiziellen Vereinsbezeichnung SV Darmstadt 98 - nicht nur im Fußball - zu vielen Höchstleistungen. Ungeachtet dessen: Das Jahr 1898 gilt als offizielles Gründungsdatum und ziert seit jeher das Vereinsemblem.

Grundstein in den 1970ern gelegt

Fußballerisch ging es insbesondere ab den 1970ern steil nach oben. 1973 zumindest legten die Lilien mit dem Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft einen Grundstein des Erfolgs. Immerhin nur ein Jahr später spielte man sich in die neu gegründete Zweite Liga. 1978, 80 Jahre nach Vereinsgründung, folgte erstmals der Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Der Hang, Aufstiege mit Vereinsjubiläen zu verbinden, scheint unverkennbar. Das Besondere beim ersten Bundesligaaufstieg: Die Spieler gingen zum Großteil geregelten Berufen nach. Das Training verlagerte sich deshalb zumeist auf die Abendstunden, weshalb die Aktiven gerne auch als „Feierabendfußballer vom Böllenfalltor“ bezeichnet wurden. Es ist müßig zu vermuten, ob darin der Grund für den sofortigen Abstieg nach einem Jahr Liga eins lag.

Zumindest erholte man sich recht schnell. Schon 1981 verzeichnete man unter Trainer Werner Olk den Wiederaufstieg und bedauerlicherweise eine erneute Rückkehr in die nächst tiefere Klasse in der Folgesaison. Der SV also doch eine Fahrstuhlmannschaft? Mitnichten. In den Folgejahren ging es eher nach unten. Und so finanziell stabil wie heute war der SV Darmstadt nicht immer aufgestellt. Zeitweilig stand sogar die Insolvenz im Raum. Die konnte allerdings abgewendet werden. Leider sah es auch sportlich viele Jahre alles andere als rosig aus. Man begab sich sogar in die Viertklassigkeit. In der Saison 2010/11 ging es wieder nach oben in die 3. Liga. Der ab da folgende rasant steigende sportliche Erfolg ist mit einem Namen verbunden.

Fußballwunder und Durchmarsch

Dirk Schuster führte als Trainer die Lilien in der Saison 2013/14 zuerst zurück in die Liga 2. Dabei sah es vorher in der am Ende der Saison durch den 3. Tabellenplatz notwendigen Relegation zuerst gar nicht nach Aufstieg aus. Schließlich verlor man das Heimspiel mit 1:3. Mit dem Tor zum 4:2 in der 122. Minute des Rückspiels machte man die Sensation und den Aufstieg in die zweite Spielklasse perfekt- und marschierte in der Folgesaison direkt ins Oberhaus durch. Auch diesmal war es ein 1:0, diesmal gegen St. Pauli, das das Fußballwunder perfekt machte.

Und eben in der Ersten Liga verweilte das Team dann auch zumindest für eine Saison. Leiter konnten auch Trainerwechsel einen Abstieg in der darauffolgenden Spielzeit nicht verhindern. Ab der Saison 2017/18 war man wieder zweitklassig, etablierte sich aber eben dort. Zwar kämpfte man auch dort zeitweilig um dem Klassenerhalt. Doch nach und nach kam der Erfolg zurück, an dem Cheftrainer Torsten Lieberknecht fraglos einen gehören Anteil hat.

Unter seiner Riege gab es zum jeweiligen Saisonende zumindest in den letzten Jahren höhere einstellige Plätze. Zeitweilig kratzte man an den Aufstiegsrängen. Um so verdienter ist der Erfolg jetzt. Zwar wurde der erst“ am 19. Mai mit dem Sieg über Magdeburg eingefahren. Allerdings rangierten die Lilien seit Spieltag zwölf auf dem ersten Tabellenplatz- und schmissen im DFB-Pokal zudem noch Borussia Mönchengladbach aus dem Wettbewerb.

Auf die trifft man auf jeden Fall in der kommenden Saison. Und wer weiß: Vielleicht ist man auch da wieder für eine Überraschung gut. Und obgleich der Verein Bodenständigkeit und Understatement pflegt: So wie sich die Lilien in den letzten Jahren auf und neben dem Feld präsentiert haben, ist es durchaus möglich, dass es sportlich noch weiter nach oben geht. (red/lie)

Quelle: www.sv98.de

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