Eine geführte Wanderung auf den Spuren der Bergleute im Odenwald findet am 23. Juli um 14 Uhr unter der Leitung von Jochen Babist und Jochen Rietdorf statt

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REICHELSHEIM: Auf den Spuren des Manganerzbergbaus

Die heute friedlich im Sonnenschein liegende Geiswiese in der Nähe der Vierstöck war einst eines der Zentren des Manganerzbergbaus. Foto: Wolfgang Kalberlah

REICHELSHEIM. Wer sich in der Abteilung „Bergbau“ des Regionalmuseums Reichelsheim Odenwald genauer umsieht, mag erahnen, welch kräftezehrender Arbeit die Bergleute im Odenwald einst ausgesetzt waren. Oftmals im kalten Wasser stehend, das durch die Stollen der Bergwerke lief, schufteten sie stundenlang untertage, um das Manganerz zu gewinnen, das zur Verhüttung benötigt wurde. Zwei dokumentierte Ereignisse weisen auf den Abbau der Erze hin: Zunächst werden in der Grenzbeschreibung der Heppenheimer Mark, die im Lorscher Codex festgehalten ist, für die Jahre 773 und 795 Erzgruben (Arezgrefte) oberhalb von Erzbach genannt und viel später berichtet Lehrer Hallein in der Bockenröder Schulchronik vom Manganerzfund zu Beginn des Jahres 1880 unterhalb der Geiswiese bei den Vierstöck. Das damals neu entwickelte Thomasverfahren bei der Stahlerzeugung weckte das Interesse großer Firmen an Manganerzvorkommen im Odenwald und so löste dieser Fund seine bergmännische Ausbeutung durch die französische Firma de Wendel aus, später verbunden mit dem Bau einer Drahtseilbahn zum besseren Abtransport des Materials. Zwischen diesen beiden dokumentierten Zeitpunkten existierten zahlreiche Erzschächte, Schmelzen und Erzschmieden in der Umgebung der Fundstellen. Flurnamen wie „Schmelzbuckel“, „Hüttenbuckel“, „Erzwiese“ oder „Eisenkaute“ belegen noch heute die Aktivitäten der Menschen zur damaligen Zeit.

Verlassene Schächte stürzten ein und hinterließen Löcher

Ein Grubenhunt auf dem Bergbaulehrpfad symbolisiert die Arbeit der Bergleute unter Tage und die Verladung des Manganerzes. Foto: Wolfgang Kalberlah
Ein Grubenhunt auf dem Bergbaulehrpfad symbolisiert die Arbeit der Bergleute unter Tage und die Verladung des Manganerzes. Foto: Wolfgang Kalberlah

Ursprünglich wurden von den Bergleuten senkrechte Schächte in die Erde getrieben und aus ihnen mit der Haspel das Erz in Kübeln herauf gewunden. Wenn alles Erreichbare abgebaut war, verließ man den Schacht und teufte oft in unmittelbarer Nähe einen anderen ab und später weitere. Die verlassenen Schächte stürzten bald ein, und so entstanden mehr oder weniger tiefe Löcher, die der Bergmann „Pingen“ nennt. Sie sind, oft in großer Zahl nebeneinanderliegend, heute noch in den Wäldern zu finden und sollten nicht auf eigene Faust betreten und erkundet werden. Dort, wo das Eisenerz abgebaut und nicht zu anderen Zwecken abtransportiert wurde, fanden sich sogenannte Waldschmiede ein, ursprünglich wandernde Handwerker, die mit dem Holz der Wälder die Erze aus den Lagerstätten in Schmelzöfen oder Gruben schmolzen und vor Ort zu Geräten verarbeiteten.

So nimmt die Gegend, an der Granit und Buntsandstein aneinanderstoßen und im Zechsteindolomit die Erze leicht zu finden sind, in der frühen, aber auch neueren Bergbaugeschichte eine bemerkenswerte Stellung ein. Diese Region ist mittlerweile durch den Bergbaulehrpfad Vierstöck – Rohrbach gut erschlossen und dokumentiert die Geschichte der Bergleute ab dem 8. Jahrhundert. Auf diesen Pfad lädt das Regionalmuseum Reichelsheim Odenwald zu einer zweieinhalbstündigen Wanderung ein.

Geführte Wanderung am 23. Juli ab 14 Uhr

Am Sonntag, 23. Juli, ist um 14 Uhr auf dem Hof Hartmann, Im Unterdorf 23, in Reichelsheim-Rohrbach Start dieser geführten Wanderung. Unter Leitung der Referenten Jochen Babist und Jochen Rietdorf erfahren die Teilnehmer auf den Spuren der Bergwerke im Gelände die Geschichte des Manganerzabbaus. Die kostenfreie Veranstaltung findet ihren gemütlichen Abschluss auf dem Hof Hartmann. Für die Wanderung geeignetes Schuhwerk und eine der Witterung angepasste Kleidung ist erforderlich. Um Spenden für die Arbeit des Museums wird gebeten. Wolfgang Kalberlah

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