Behinderten- und Rehasport-Abteilung hat aufregendes Jahr hinter sich, Stadionerlebnis jetzt auch für Rollstuhlfahrer möglich

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Darmstadt: Menschen inspirieren

SPORTLICH UND INTEGRATIV ERFOLGREICH: Die Behinderten- und Rehabilitationssport-Abteilung Foto: Behinderten- und Rehabilitationssport-Abteilung SV Darmstadt 98

Soziales Miteinander als Identifikationsgrundlage: Jenes Prinzip zeichnet den SV Darmstadt 98 in vielen Facetten aus. Aus architektonischer Sicht ist die neue Haupttribüne mit der Umsetzung von Barrierefreiheit (siehe Beitrag auf diesen Sonderseiten) Spiegelbild dieser Sichtweise. Auf Vereinsebene sind Initiativen wie die Behinderten- und Rehabilitationssport-Abteilung beispielhaft für einen solchen sozialen wie auch inklusiven Anspruch. Gerade die feierte etwa mit den Fußballteams 2022 zahlreiche Erfolge. Ein aufregendes Jahr, wie Ruben Döring, Teil des aktuell vierköpfigen Trainerteams, erklärt.

Schon im Mai bei den Landesspielen von Special Olympics in Darmstadt, einem Sportfest für Menschen mit geistiger Behinderung, glänzten die Lilien-Akteure mit positiven Ergebnissen. So errangen sie in der Kategorie der Unified mit der Unterstützung vier Mainzer Aktiven die Goldmedaille, eine weitere sowie eine Silbermedaille bei den ,,Traditionellen Teams / Fußball-ID (Intellectual Disability = intellektuell beeinträchtigt). Siege und Podestplatzierungen bei den Meisterschaften des Hessischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes (HBRS) aber auch ein beachtlicher sechster Platz bei den Nationalen Special Olympics in Berlin unterstrichen die professionelle Arbeit. Als Krönung gehörten drei Lilien-Akteure der Hessenauswahl an, die bei der Deutschen Meisterschaft Fußball-ID der Landesauswahlen des Deutschen Behindertensportverbandes den Turniersieg einfuhr. Kein Wunder, dass man bei den am 17. Juni zudem in Darmstadt ausgetragenen HBRS Hessenmeisterschaft Fußball-ID hofft, die Erfolge fortzusetzen.

Cheftrainer Ruben Döring macht, angesprochen auf seine Tätigkeit, keinen Hehl draus: "Es ist ein Fulltime-Job." Einer, der ihn erfüllt. Auch weil er die Unterstützung vom Dachverein hat etwa in der Bereitstellung von Trainingskleidung oder der Nutzung der Vereinsbusse. Viele Herausforderungen bringt die Trainerarbeit selbst mit sich. Ich kann hier helfe der Verein, das Thema Behinderten- und Rehabilitationssport größer zu machen. Trainiert wird zweimal in der Woche donnerstags von 17.45 bis 19.45 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr. Zwar nicht am Bölle, sondern auf einem Platz beim TSV Eschollbrücken. Aber die Nähe zu den Lilien und deren neuem Wohnzimmer bleibt - allein durch die Identifikation mit den Werten des SVs. (lie/red)


"Ein Quantensprung für uns"

Neues Stadionerlebnis auch für die Rollstuhlfahrer

Nicht nur für die Hospitality-Bereiche im Merck-Stadion am Böllenfalltor ist die neue Haupttribüne ein massiver Fortschritt, auch für alle Rollstuhlfahrer mit der Lilie im Herzen sorgt die Fertigstellung für ein ganz neues Stadionerlebnis. „In puncto Barrierefreiheit ist das ein Quantensprung für uns", so Tomas Vollmar, Behindertenbeauftragter beim SV 98, und fügt an: ,,Von unserem Treffpunkt vor der Haupttribüne sind es nur noch ein paar Meter bis zu den Plätzen, das ist wirklich sehr angenehm. Alle Wege sind ebenerdig, die behindertengerechten Toiletten befinden sich direkt in den Mundlöchern, wir haben da überhaupt keine Einschränkungen mehr."

Kein Wunder also, dass der Umzug an den neuen Standort in den vergangenen Wochen immer stärker herbeigewünscht wurde. ,,Die Vorfreude war extrem groß, der Blick auf die Haupttribüne wurde immer sehnsüchtiger. Die anderthalb Jahre mit der Übergangslösung auf der Gegengerade waren mit vielen Einschränkungen verbunden, allein schon, was die reine Anzahl an Plätzen anging", fasst Vollmar zusammen, der zukünftig auf 53 statt bislang 13 Plätze für Rollstuhlfahrer zurückgreifen kann.

Angesiedelt sind diese im vom Architekturbüro ,,1100: Architekten" konzipierten Stadion auf einer Zwischenebene in den Bereichen W1 und W3. Vollmar selbst war als Sprachrohr für alle Menschen mit Behinderung rund um den SV 98 in die Planungen und Abläufe stets eingebunden und zieht nun ein positives Gesamtfazit: „Viele unserer Vorschläge sind umgesetzt worden. Mit den neuen Plätzen sind wir im bundesweiten Vergleich gut dabei. Die Sicht ist fantastisch, ebenso wie die Erreichbarkeit der Plätze oder die Infrastruktur hinsichtlich der Verpflegung. Es gibt es vor der Tribüne einen speziellen Stand mit abgesenkter Theke, sodass die Rollstuhlfahrer direkt heranfahren können. Die Abläufe werden um ein Vielfaches einfacher."

Zu den 53 Plätzen für Rollstuhlfahrer kommen ebenso viele Plätze für die jeweiligen Begleitpersonen, dazu rund 30 weitere Sitze für Sehund Gehbehinderte (inklusive der Begleitpersonen), die sich direkt unterhalb des Rollstuhlbereichs befinden. Unabhängig von Erreichbarkeit und Infrastruktur nennt Vollmar zudem einen weiteren großen Vorteil, den der Wechsel in den neuen Bereich mit sich bringt: ,,Die Rollstuhlfahrer rücken wieder viel näher an das Geschehen heran. Uneingeschränkte Sicht auf das Spielfeld, den neuen Spielertunnel in unmittelbarer Nähe, das sorgt für noch stärkere Emotionen." red

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