Im Gespräch mit Lilien-Teammanager Michael Stegmayer, der die Haupttribüne noch aus seiner Zeit als Spieler kennt

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Darmstadt: Auf die Zukunft vorbereiten

TEAMMANAGER MICHAEL STEGMAYER Foto: Guido Schiek

Frage: Michael Stegmayer, Sie sind seit 2012 bei den Lilien - zunächst als Spieler, ab 2016 dann als Teammanager. Welche Erinnerungen haben Sie an die alte Haupttribüne?

Michael Stegmayer: Meine ersten Berührungspunkte mit der Haupttribüne stammen sogar noch aus Jugendspieler-Zeiten, als ich in der U19 des FC Bayern München war. Ich weiß noch, dass wir durch einen Seiteneingang in die Katakomben gegangen sind und durch einen langen, dunklen Flur musste. Und dann stand man plötzlich in einer kleinen Kabine - die Tribüne hat nicht wirklich den Eindruck eines Profivereins erweckt (lacht). Später habe ich erfahren, dass sich hier auch die Herrenmannschaft des Gastvereins umzieht.

Frage: 2012 sind Sie dann als Spieler nach Darmstadt gewechselt...

Stegmayer: Wirklich verändert hatte sich seitdem nichts - außer, dass ich bei meinem Besuch rund um die Vertragsgespräche gesehen habe, wie die damaligen Betreuer Utz Pfeiffer und Helmut Koch gerade dabei waren, die Kabine neu zu streichen (grinst). Die Haupttribüne und die darunter befindlichen Bereiche waren zwar etwas in die Jahre gekommen, aber hatten dann doch einen gewissen Charme und lebten von den Personen, die hier im Verein tätig waren.

Frage: Gibt es prägende Erinnerungen aus der Darmstadt-Zeit, die zeigen wie kurios die Zeit für die Profis in den alten Räumlichkeiten war?

Stegmayer: Nach ein paar Tagen im Verein wollte ich in die Sauna, die allerdings aus war. Der damalige Physiotherapeut Dirk Schmitt teilte mir mit, dass man dann wohl wieder eine Münze nachwerfen müsse. Auf meine verdutzte Nachfrage hin, warum dies denn so sei, wurde ich erst mal aufgeklärt, dass es eine Münzsauna sei, welche mit von der Stadt erworbenen Münzen betrieben wurde. Als ich dann später Teammanager war, gab es eine Zeit, in der wir regelmäßig mit Wasserschäden zu kämpfen hatten. Wenn ich morgens durch den Kabinentrakt in mein Büro gegangen bin und keinen neuen Wasserschaden entdeckt habe, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen.

Frage: Bereits 2019 wurde das neue Funktionsgebäude für Verwaltung und Profi-Mannschaft fertiggestellt. Dort hat das Team unter der Woche sein Zuhause. Was für ein Quantensprung war der Umzug aus sportlicher Sicht?

Stegmayer: Mit den Räumlichkeiten in der alten Haupttribüne konnten wir bei Neuzugängen nicht gerade punkten - da ging es eher darum, die Spieler zu identifizieren, die sich mit der Situation anfreunden können und nicht abgeschreckt sind. Das hat sich mit dem neuen Gebäude komplett gedreht. Wir haben ein in vielerlei Hinsicht top ausgestattetes Gebäude, welches unter anderem eine tolle Kabine, einen großen Kraft- und Fitnessraum sowie eine Spielerlounge beinhaltet. Jetzt können wir unsere Räumlichkeiten wirklich mit Stolz herzeigen.

Frage: An den Spieltagen wird sich die Profi-Mannschaft künftig wieder in der Haupttribüne umziehen. Wie wurden die Planungen im Untergeschoss angegangen, auf welche Dinge wurden in der Spieltagskabine" geachtet?

Stegmayer: Uns war es wichtig, sich nicht nur zu fragen, wie die aktuellen Anforderungen an den Funktionstrakt in einem Spieltagsstadion lauten. Sondern auch, uns auf die Zukunft vorzubereiten, in welche Richtung die Entwicklung im Fußball gehen könnte. Es wäre aus unserer Sicht daher der falsche Ansatz gewesen, etwa bei der Anzahl der Plätze für die Mannschafts- und Trainerkabine nur den Status quo abzubilden. Auch in der Schiedsrichterkabine haben wir zwei getrennte Umkleidekabinen eingebaut, da es immer mehr Schiedsrichterinnen gibt, die unsere Begegnungen leiten.

Frage: Auffällig ist ein größerer Raum direkt angrenzend an die Spielerkabine...

Stegmayer:
Wir haben versucht, uns von anderen Stadien inspirieren zu lassen, die in den letzten Jahren neu gebaut wurden. Der angrenzende Aufwärmbereich ist uns damals aus der Allianz Arena in den Köpfen geblieben - obwohl wir dort natürlich über ganz andere Dimensionen als bei uns in Darmstadt sprechen (lacht). Auch wenn wir uns nicht mit den Bayern vergleichen können, war der Grundgedanke derselbe: Dass wir direkt neben der Kabine einen Aufwärmbereich haben, in dem die Spieler Platz haben, sich auf das Spiel vorzubereiten.

Frage: Gibt es weitere stilprägende Elemente?

Stegmayer: Ein Hingucker sind sicherlich die großen Vereinslogos an der Decke der Mixed Zone sowie der Kabine. Außerdem ist angedacht, bei der Lichtgestaltung mit unseren Farben - insbesondere dem Blau - zu spielen, sodass wir von der Kabine, über den Flur und die Mixed Zone bis zum Gang auf den Platz eingeschlossenes, einheitliches Bild erzeugen. In der Kabine selbst wollten wir keinen Platz in den Ecken verschenken, sodass wir die Plätze in diesem Bereich oval angeordnet haben. Dies hat den Vorteil, dass jeder Spieler geradeaus zum Trainer und zum Monitor ausgerichtet ist.

Frage: Der letzte Blick vor dem Betreten des StadionInnenraums fällt auf die Mitgliederwand beim Ausgang. Registrieren die Spieler, dass dort die Namen der Mitglieder eingraviert sind, oder ist man dann bereits wortwörtlich schon ,,im Tunnel"?

Stegmayer: Die Spieler werden bereits vor der ersten Begegnung durch die Bereiche geführt, sodass sie sich einen Eindruck von der Kabine, der Mixed Zone und den weiteren Räumlichkeiten verschaffen können. Und natürlich werden wir unserer Mannschaft auch unsere Gedanken zur Lichtgestaltung, Wandgestaltung, Farbgestaltung und auch zur Gestaltung des Spielertunnels mitteilen. Deshalb glaube ich schon, dass bei den Spielern im Bewusstsein bleiben wird, dass dies die Namen der Mitglieder sind, die für den Verein brennen und von denen viele am Spieltag auch auf den Tribünen stehen und sie anfeuern werden.

Frage: Wie speziell wird der Moment, wenn die Mannschaft zum ersten Mal durch die Haupttribüne zu einem Pflichtspiel auflaufen wird?

Stegmayer: Das wird definitiv ein besonderer Moment! Und zwar nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für alle am Bau Beteiligten und generell alle, die im Verein arbeiten. Schließlich ist dann der nächste Schritt in der Entwicklung des Vereins abgeschlossen. Die Vorfreude ist riesengroß, dass die Haupttribüne wieder unsere Heimat an Spieltagen wird.

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