Erfinder der "Odenwälder Kartoffelsupp" ist am 17. Mai 2023 gestorben

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ERBACH: Letzter Abschied von Klaus Sulzbach

Klaus Sulzbach, Schöpfer der „Odenwälder Kartoffelsupp“ und bekannter Verleger in der Region, wurde nur 73 Jahre alt. Archivfoto: Kirsten Sundermann

ERBACH. Die Zeitung, die Sie, liebe Leserinnen und Leser, in den Händen halten, ist die Erfindung eines Mannes: Klaus Sulzbach. Nun ist der Erfinder und langjährige Herausgeber der „Odenwälder Kartoffelsupp“ in der Nacht des 17. Mai 2023 in Erbach und nach schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben. 

Klaus Sulzbach, 1949 in Kirchbrombach, dem Heimatort seiner Mutter, geboren, war ein bescheidener und vor allem humorvoller Mensch, der Druckerzeugnisse in all ihren Möglichkeiten verwirklichte. Und er war ein Mann voller verlegerischer Ideen. Das alles brachte er als selbstständiger Unternehmer in seinem Druck- und Kopierzentrum, mit wechselnden Standorten in Michelstadt und Erbach, sowie in seinem es-Verlag zusammen.

Als Verleger war er bis zu seinem Ruhestand kreativer Dienstleister für Odenwälder Autorinnen und Autoren, deren Werke er vom Satz über den Druck bis zur Bindung komplett aus (s)einer Hand zu Büchern machte – Sagenbücher, Wanderbücher, Autobiographisches, Kulturhistorisches und vieles mehr bis hin zu in präziser Handarbeit erschaffene edle Gästebücher mit Holzeinband samt Einlegearbeiten.

Sein bleibendes Denkmal über seinen viel zu frühen Tod hinaus ist freilich seine „Odenwälder Kartoffelsupp“. Deren bestechend einfaches und gerade dadurch nahezu geniales Konzept, den Odenwald als Ganzes und dessen Gastronomie im Besonderen einer Leserschaft insbesondere außerhalb des Odenwaldes zu erschließen, nach dem Motto „Essen und Erleben im Odenwald“, war ganz allein seine Idee – geboren aus einer Alltagssituation.

Sulzbach erzählte selbst nicht nur einmal: „Die Idee dafür kam uns an einem Sonntagmorgen, als wir keine Lust hatten zu kochen und mal woanders als sonst essen gehen wollten und uns fragten: Wo gäihn mer heit hie, was esse?“ Ohne die „Odenwälder Kartoffelsupp“ und ohne das Internet Mitte der neunziger Jahre, selbst für einen waschechten „Ourewäller“ gar nicht so leicht zu beantworten. Fast ebenso schnell, wie Klaus und seine Frau Friderun Sulzbach die Lücke erkannt hatten, fanden sie die Antwort: „Do gäihn mer heit hie, was esse!“, eine „Speisekarte in Printform“. Die Geburtsstunde der „Odenwälder Kartoffelsupp“. 

Fortan sollte die „Supp“ elf Mal im Jahr eine Antwort darauf geben. An diesen Ursprung erinnert bis heute die Rubrik „Do gäihn mer heit hi, was esse...“, die in keiner Ausgabe fehlen darf.

Im September 1995 also erschien die erste Ausgabe der „Odenwälder Kartoffelsupp“ – und sie wurde schnell gleichermaßen bei Kunden wie auch der Leserschaft sehr beliebt, weit über die Grenzen des Odenwalds hinaus. Vom Main bis an den Neckar, vereinzelt sogar im Ausland begeistert sie immer noch ihre Leser, die längst auch Ausflugs- und Wandertipps, Festankündigungen sowie Informationen über Direktvermarkter und ihre Produkte in ihr finden, ebenso wie Übernachtungsmöglichkeiten oder bisweilen Buchvorstellungen regionaler Autoren und Autorinnen.

Nach den ersten Jahren in Eigenregie wurden schließlich das Darmstädter Echo und später die Verlagsgruppe Rhein-Main (VRM) Partner in Sachen Druck und Vertrieb, bis vor wenigen Jahren „die Supp“ ganz in die Hände der VRM überging.

In „der Supp“ bündelte sich vieles, was den Menschen Klaus Sulzbach neben seinem unerschöpflichen Ideenreichtum ausmachte: die Liebe zum Papier als Medium, die Liebe zu gutem Essen und vor allem die Liebe zu seiner Heimat, dem Odenwald. Alles nah am Menschen und niemals abgehoben.

Das Erfolgsrezept, das die „Supp“ schnell zum Selbstläufer gemacht hatte, begeisterte nicht nu in der Region. Sogar der Burda-Verlag klopfte einst bei Sulzbach an, mit der Idee, die „Supp“ national und in Hochglanz aufzuziehen. „Hochglanz? Gibtʼs bei mir net, passt net“, lehnte er ab – und wer nicht nur die „Kartoffelsupp“, sondern Sulzbach selbst kannte, weiß: Das galt nicht nur für seine Erfindung, sondern noch viel mehr für ihn selbst.

Denn all seine Ideen und sein ganzes Schaffen entsprangen einem freundlichen, zugewandten, humorvollen und vor allem auch sehr bodenständigen Wesen. Genau dieses war es, das mit dazu beitrug, dass Klaus Sulzbach große Anerkennung im Odenwald erfuhr als weithin bekannter Geschäftsmann und Herausgeber, aber auch als guter Chef im kleinen Kreis seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen, in dem ihm seine Ehefrau Friderun bis zu beider Ruhestand über mehr als dreißig Jahre als rechte Hand zur Seite stand.

Diese respektvolle Anerkennung wird über seinen Tod hinaus bleiben. Wach gehalten von seiner „Odenwälder Kartoffelsupp“. (pel/stü)

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