Die Krafts gehen in den Ruhestand – Nachfolger eröffnet im November

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Küchenmeister schließt

Eine Institution hört auf. Das Ehepaar Kraft war seit jeher die beste Adresse für das Küchenhandwerkszeug. Foto: Rüdiger Dunker

Es gibt sie, die Superlative unter den Einzelhändlern. Das Fachgeschäft „Küchenmeister“ in der Wilhelminenstraße ist so ein Superlativ. Schon lange am Markt, mit sagenhafter Beratungskompetenz, mit dieser seltenen Perlentauchercharakterisitk beim Zusammenstellen des Sortiments, dieser enormen Auswahl, einer angenehm geringen Fluktuation beim Personal. Bei den Inhabern sowieso. Gertrud Kraft führt den Laden seit Beginn an. 35 Jahre ist der her, Ehemann Wolfgang stieß später hinzu, die Krafts waren immer präsent im Geschäft, ansprechbar, fair zu den Kunden. Das sprach sich herum, der Laden genießt Kultstatus weit über die Citygrenzen hinaus.Jetzt ist Schluss. „Küchenmeister“ schließt. Gertrud und Wolfgang Kraft gehen in den Ruhestand. Wie groß die Wogen sind, die die Verkündigung des Räumungsverkaufs schlug, erlebten die Krafts an den ersten Tagen der Schlussverkaufsaktion. „Unglaublich, wie voll der Laden war“, sagt eine atemlose Gertrud Kraft der Cityzeitung. Gerade geschockt seien die Kunden gewesen. Und immer wieder die Frage nach dem Warum.

Dabei ist die ganz einfach: Menschen arbeiten nicht bis an ihr Lebensende.

Gertrud Kraft: „Wir schließen nicht, weil es nicht läuft. Es läuft sogar sehr gut. Wir schließen, weil wir aufhören möchten.“

Es wird weitergehen. Aber anders. Immerhin mit dem gleichen Personal. Bis Ende September noch gibt es das Fachgeschäft, dann wird der Standort renoviert, im November eröffnet dort dann ein neuer Laden. Neuer Inhaber, ähnliches Sortiment, anderer Name. „Zum Glück kein Leerstand“, sagt Kraft. „Wir sind froh, dass wir eine Nachfolge für den Standort gefunden haben.“ Anfangs werden sie wohl noch ein wenig dabei sein, dem Neuen - der noch geheim bleiben möchte - noch ein wenig zur Seite stehen.

Irgendwann dann kommt der vollständige berufliche Ruhestand. Freunde in der Karibik, ein Enkelchen in Berlin, die eine und andere Reise, das Zuhause in Trebur, ein Wochenendhäuschen im Odenwald - „Uns wird nicht langweilig werden“, sagt Kraft.

An die Küchenmeister-Zeiten wird sie dann nicht nur das halbe Dutzend Pfeffer- und Salzmühlen daheim erinnern. Wozu denn so viele? Kraft erklärt nachsichtig: „Für verschiedenen Pfeffersorten. Es passt ja nicht jeder Pfeffer zu allem.“

Weiß sie schon, was sie am meisten vermissen wird? „Oh ja“, sagt Kraft. „Die Kunden vor allem. Da entstanden ja viele persönliche Bindungen. Und das Dekorieren unserer großen Fenster.“

Auf was aus dem eigenen Laden mochte sie selbst in der heimischen Kraft-Küche nicht verzichten? „Ich liebe Austern. Da gibt es einen sehr einfachen französischen Austernbrecher, der es mir angetan hat.“ Drei weitere Modelle gibt es ebenfalls im Laden. „Und Kupfergeschirr. Und gusseiserne Pfannen und -töpfe. Auch einige Messer sind dabei.“ Doch derzeit steht die Vorfreude auf den Ruhestand im Vordergrund. „Einfach nur runterschalten. Wir haben mehr als drei Jahrzehnte lang oft sieben Tage pro Woche gearbeitet. Wenn der Laden zu war, endete ja die Arbeit nicht. Das hat demnächst alles ein Ende. Und darauf freuen sich mein Mann und ich natürlich.“ (bux)

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