Die Postsiedlung hat in den vergangenen Jahren ihr Gesicht enorm verändert

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Nachbarschaftsverein für mehr Zusammenhalt

Der Verein betreibt auch den Umsonstladen. Bastian Ripper freut sich über die Entwicklung. Archivfoto: Guido Schiek

Die Postsiedlung hat in den vergangenen Jahren ihr Gesicht enorm verändert. Eine treibende Kraft dabei ist der Verein „Zusammen in der Postsiedlung“, der 2015 von Bewohnern gegründet wurde.Der Nachbarschaftsverein macht sich stark für mehr Zusammenhalt. Vorsitzender und Mitgründer ist Bastian Ripper. Der Verein will zum einen die nachbarschaftlichen Beziehungen fördern – zwischen Jung und Alt, Menschen mit und ohne Handicap, Vermögenden und materiell nicht so gut Gestellten – zum anderen aber auch den Natur- und Umweltschutz im Viertel.

Der Verein betreibt in der Binger Straße 8 b einen Quartierladen, eine Begegnungsstätte, in der Zugezogene und Alteingesessene miteinander ins Gespräch kommen können. „Solidarität findet Stadt“ lautet ein Slogan. Regelmäßig werden unter anderem ein Mittagstisch für Senioren und ein Nachmittagscafé angeboten. „Die Nachbarschaft organisiert sich selbst“, erklärt Bastian Ripper.

Ideen gehen Verein „Zusammen in der Postsiedlung“ nicht aus

Der Verein betreibt außerdem einen Umsonstladen (siehe auch Artikel unten). Auch dieser soll das solidarische Miteinander im Quartier fördern. „Wir haben vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Hochschulprofessor alles vertreten, das betrifft die Vereinsmitgliedschaft und die Kundschaft“, fasst Ripper zusammen.

So manche Idee aus der Postsiedlung wurde in den letzten Jahren schon prämiert: Einen Preis von der Stadt gab es beispielsweise für das Konzept „Ein grüner Quartiersplatz für die Postsiedlung“. Im letzten Jahr gewann die Postsiedlung im deutschlandweiten Pflanz-Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ den ersten Preis. Ausgezeichnet wurde das rund 2000 Quadratmeter große Biotop an der Oppenheimer Straße, das auf einem ehemaligen, ungenutzten Baugrundstück der Bauverein AG angelegt worden war. Und in diesem Jahr erhielt der Verein sogar den Hessischen Denkmalschutzpreis von der Landesregierung. Denn seit letztem Jahr engagiert sich „Zusammen in der Postsiedlung“ auch für den denkmalgeschützten Kiosk aus dem Jahr 1954 in der Moltkestraße. Diesen will der Verein zu einem nachbarschaftlichen Treffpunkt fürs Quartier umgestalten. Und es gibt noch weitere Pläne, zum Beispiel für das angrenzende ehemalige Bahnhofsgebäude. „Schnelle, unbürokratische und solidarische Hilfe klappt häufig dann besonders gut, wenn Menschen sich zusammenschließen und loslegen: Taten statt Warten“, sagt Ripper. Das klappe in der Postsiedlung so gut, weil die Aktiven auch selbst vor Ort im Quartier leben.

Ripper empfiehlt generell dezentrale, unabhängige Strukturen in Quartieren, viele kleine Initiativen und Vereine, die solidarische Nachbarschaftsstrukturen aufbauen, pflegen und ausbauen. Viele Menschen seien bereit, sich mit viel Kraft und Engagement für mehr Zusammenhalt und Solidarität in ihrem Quartier einzusetzen. „Diesen bei den Akteuren vorhandenen kreativen Impulsen gilt es, Freiraum für Entfaltung und Autonomie zu geben, damit sie an Strahlkraft in der unmittelbaren Nachbarschaft gewinnen können.“ (kow)

„Nachbarschaft leben. Rohstoffe sparen. Solidarität stiften.“

UMSONSTLADEN IN DER POSTSIEDLUNG

Der Umsonstladen in der Bessunger Straße 132 steht unter dem Motto „Nachbarschaft leben. Rohstoffe sparen. Solidarität stiften.“

Die Idee dahinter: Viele Leute haben Dinge, die sie nicht mehr gebrauchen können oder wollen. Diese liegen oft nutzlos herum, denn eigentlich sind sie zu schade zum Wegwerfen. Andere Menschen wiederum suchen vielleicht genau diese Dinge, können sie sich vielleicht nicht leisten, oder müssen Geld dafür ausgeben. Wenn die Dinge noch gebrauchsbereit und in Ordnung sind, können sie einfach im Umsonstladen vorbeigebracht werden. Von der Vase bis zur Brotmaschine wird alles, was andere gebrauchen könnten, angenommen und weiterverschenkt.

Geld gibt es im Umsonstladen nicht. Alle dort bereit liegenden Dinge sind „umsonst“. Damit sieht sich der Umsonstladen als Anfang einer wirklichen Alternative zur Warengesellschaft, in der alles einen Wert hat und folglich Geld kostet.

Welche Spenden kann man vorbeibringen?

Grundsätzlich nimmt der Umsonstladen alles an, solange es sauber und funktionsfähig ist, außer Kleider, Schuhe und Großgeräte. Bei Büchern werden nur Kinderbücher, Bildbände und aktuelle Bücher angenommen. (red/kow)

ÖFFNUNGSZEITEN:
Montag von 15 bis 18 Uhr, Donnerstag von 17 bis 20 Uhr und Samstag von 15 bis 18 Uhr.

Woher der Name Postsiedlung?

Die Postsiedlung verdankt ihren Namen der Tatsache, dass in den früher sehr preiswerten Wohnungen von Oppenheimer-, Binger- und Moltkestraße vorwiegend Postbedienstete lebten. Das Postviertel, gelegen im südwestlichen Teil von Bessungen, hat sich stark verändert, seit es in den Fünfzigerjahren als Wohnviertel für Post- und Fernmeldebedienstete aufgebaut wurde. In den vergangenen Jahren hat die Bauverein AG dort kräftig saniert, die alten Häuser wurden aufgestockt und energetisch saniert. Das alles hat das Viertel in Bewegung gebracht. Viele Familien sind dazu gekommen. Mehr als 5000 Menschen leben heute im Bereich rund um die Binger Straße bis zum Südbahnhof.

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