Hessisches Nationalgetränk mit allen Sinnen erleben und genießen

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Tradition und Vielfalt des Stöffchens wird im Odenwald gelebt

Äpfel von Odenwälder Streuobstwiesen, traditionelles Handwerk und moderne Technik sind die Basis für die Apfelweine der Kelterei Krämer. Foto: Kelterei Krämer / Arndt Götze

ODENWALD. Im März wurde der Apfelwein, das damit verbundene Handwerk sowie die dazugehörigen Bräuche in die Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen. In besonderer Form und Vielfalt wird die Apfelwein-Tradition im Odenwald gelebt. So können Liebhaber und Kenner, aber auch solche, die es noch werden wollen, Hessens Nationalgetränk mit allen Sinnen erleben und genießen.Eine lange Tradition hat der Apfelwein bereits im Annelsbacher Odenwald-Gasthaus „Dornrös‘chen“. Spätestens mit der Konzession 1899 wurde dort Apfelwein von Äpfeln der eigenen Bäume gekeltert. „In den 1930er Jahren wurde dies intensiviert, eigentlich mit dem Gedanken, Annelsbacher Apfelwein bis nach Frankfurt den Kunden zu liefern. Dann kam jedoch der Krieg. Dennoch wurde die Apfelweintradition mit dem Um- und Neubau meiner Eltern in den 1950er Jahren weiter fortgesetzt. Auch unsere Obstwiesen wurden erweitert und gepflegt. So war es bei uns stets Tradition, dass der Apfelwein aus dem Hahn, vom Fass, kam und wir das Bier aus der Flasche verkauften“, schildert Kelterer und Gastronom Peter Merkel, der seit Ende der 1980er Jahre mit seinen Stöffchen so lange experimentierte, bis er Lagen- und Jahrgangsapfelweine, Cuvees und Apfelsüßweine ausschenken konnte. Diesen folgten dann noch Schaumwein und Brände. Grüppchen ab acht Personen können bei Peter Merkel eine Kellerführung buchen, dem „Apfelweinprofessor h.c.“ bei seiner Arbeit über die Schulter schauen und dabei einiges über die Herstellung, die gelebten Traditionen und ein paar Anekdoten erfahren. Darüber hinaus kann jederzeit beim Gasthaus-Besuch ein Probierbrett mit verschiedenen Apfelweinen geordert und in der Apfelwein-Boutique gestöbert werden. „Wir planen Ende August wieder unseren „Handkäs mit Musik“- Abend mit Hand- und Kochkäsebuffet und Apfelweinvielfalt anzubieten“, so Peter Merkel, der über 20 Jahre lang auch die „Annelsbacher Apfelweintage“ veranstaltet hatte und sich freuen würde, wenn diese in neuer Form wieder aufleben könnten.Ein ähnlich vielfältiges Angebot rund um den Apfelwein bietet Armin Treusch im Odenwald-Gasthaus „Johannsstube“ im Schwanen: „Wir stellen eine Vielzahl an verschiedenen Apfelgetränken her: Sortenreine Apfelweine, jahrgangsweise ausgebaut, Apfelwein-Cuvées mit verschiedenen Sorten und / oder anderen Früchten (beispielsweise Birne oder Quitte), ApfelSecco, Apfelschaumwein von Goldparmäne ist derzeit in der Versektung, Apfeldessertweine – ApfelGerry, ApfelPort, ApfelPomeau, ApfelEiswein, verschiedene Apfelbrände sowie Apfelessig – Küchenessig, Aperitifessig, ApfelBalsamico“, zählt der Gastronom und Kelterer aus Leidenschaft auf. Darüber hinaus spielt der Apfel in der Küche und auf der Karte eine überragende Rolle, um die geschmackliche Vielfalt aufzuzeigen und damit zum Erhalt der alten, regionalen Apfelsorten beizutragen. Neben dem Apfelwein-Probierbrettchen mit fünf verschiedenen 0,1-Liter-Proben gibt es auch ein Apfelwein-Probier-Menü: Odenwälder Vorspeisen-Variation „vun allem ebbes“ – sechs Mal Leckeres vom Landschwein, Wild, Forellen und Hüttenthaler Käse – dazu Treuschs Reichelsheimer Weinapfel und Treuschs Goldparmäne. Als Hauptgang können die Gäste zwischen Hüttenthaler Lachsforelle in Kartoffelkruste gebraten auf Apfelwein-Senfsoße, Grünkern-Kartoffel-Klöß‘ mit „Rodensteiner“ gefüllt auf rahmigem Apfelwein-Sauerkraut, Odenwälder Kelterer-Steak mit Kartoffel-Birnchen und Salat oder Ebbelwoi-Hinkelsche-Brust von Freilandhähnchen in Apfelwein geschmort mit Kartoffelspatzen und Salat wählen. Dazu werden Treuschs Boskoop und Treusch weiß gereicht. Den krönenden Abschluss bildet ein Odenwälder Apfelwein-Tiramusu, zu dem Treuschs ApfelPort serviert wird. Welcher Apfelwein für wen am besten geeignet ist, um auf den Geschmack zu kommen, weiß Armin Treusch ebenfalls: „Gerne werden bei Einsteigern Goldparmäne oder Treusch weiß bevorzugt. Die eingefleischten Apfelweintrinker sind dann eher bei Bohn - apfel oder Weinapfel.“In der Kelterei von Reinhard Bitsch in Lindenfels/Glattbach wird im traditionellen Ausbau ein reiner Streuobstwiesen-Apfelwein schonend gekeltert. In der Saison können Interessierte aber gerne beim Keltern zuschauen.Die Kelterei Pfeiffer in Reichelsheim/Ober-Ostern verwendet ebenfalls heimische Äpfel der Streuobstwiesen für ihre Produkte: „Da ist von allem etwas dabei – die süßen Goldparmänen treffen auf Winterrambour und den Rheinischen Bohnapfel (um nur wenige Sorten zu nennen). Diese Mischung ist einzigartig und macht den Geschmack unseres Apfelschaumweins aus“, beschreibt Hartmuth Pfeiffer eines seiner besonderen Produkte und erläutert weiter: „Mit größter Sorgfalt pressen wir den frischen Apfelmost und lassen diesen dann in unseren Tanks zu Apfelwein vergären. Dieser wird dann nochmals mit Hefe versetzt und reift dann in der Flasche zu dem sanft prickelnden Apfelschaumwein heran.“Seit annähernd 100 Jahren werden in der Kelterei Krämer in Reichelsheim-Beerfurth Fruchtsäfte und -weine hergestellt. In den 1950er Jahren wurde der Schwerpunkt dann auf den Apfelwein gelegt. „Über die Anerkennung des Hessischen Apfelweins und der Hessischen Apfelweinkultur als immaterielles Kulturerbe freuen wir uns sehr und wir sehen dies als eine große Wertschätzung für unser traditionelles Handwerk. Hier bei uns in der Kelterei Krämer hat sich dieses seit unserer Unternehmensgründung in den 1920er Jahren fortan weiterentwickelt“, sagte Anke Braun, Pressesprecherin der Kelterei Krämer. Sie ergänzt: „Zur Verfeinerung und Weiterentwicklung unserer Apfelweine fließen Innovation und moderne Technik ein in das traditionelle Handwerk, immer mit dem Ziel vor Augen, einen guten, qualitativ hochwertigen Apfelwein herzustellen.“ Sehr beliebt bei den Kunden ist der nach alter Tradition gereifte „Beerfur ther Schoppen naturtrüb“, der durch seine aromatische Fülle besticht. Die Sortenvielfalt frisch verarbeiteter Kelteräpfel gibt ihm seinen milden, aber vollmundigen Geschmack. Wer es lieber etwas süßer mag, greift gerne zum „Süßen Schoppen“, einen klaren Apfelwein gemischt mit Zitronensaft und Holunderblütensirup. In neuem Gewand speziell für die jüngere Zielgruppe hat sich die Produktlinie „BEMBEL-WITH-CARE“ bestens etabliert: Der Apfelwein in Dosen, insbesondere in der Mischung Apfelwein-Cola, hat eine breite Anhängerschaft weit über die Region hinaus gefunden. Bezeichnend für die Produktlinie ist ein milder Apfelwein, der in verschiedenen Mischungen mit fruchtiger Kirsche, belebender Cola, für heiße Tage als Schorle gespritzt oder mit Quitte verfeinert, durch seine immer wieder neuen Geschmackserlebnisse besticht.Wer die Kelterei Krämer kennenlernen und zusehen möchte, wie Apfelwein hergestellt wird, sollte sich den 28. Mai vormerken. An diesem Tag werden – nach vorheriger Anmeldung per E-Mail an a.braun@kelterei-kraemer.de – von 10 bis 16 Uhr Betriebsbesichtigungen angeboten. „Nach einer Führung durch den Betrieb können Besucher gerne noch bei einer Verkostung unserer Produkte verweilen, untermalt mit kleinen kulinarischen hessischen Leckerbissen“, so Anke Braun. Einen weiteren Termin wird es Ende September geben.Dem Apfelwein auf der SpurAuf der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute (Apfelweinweg) kann man darüber hinaus zu Fuß oder mit dem Rad entlang von Obstwiesen, Lehrpfaden, Museen, gastronomischen Betrieben, Keltereien und Brennereien die Vielfalt des Apfels und Apfelweins erkunden. Entsprechende Abschnitte können sich Interessierte frei auswählen. Passend dazu laden auch verschiedene Initiativen und Vereine zu Veranstaltungen ein. So wird es wahrscheinlich in diesem Jahr wieder den „Odenwälder Apfelherbst“ des Fördervereins Odenwälder Äpfel e. V. geben und bei den Odenwald-Gasthäusern vom 15. Oktober bis 6. November den „Wilder Apfel Herbst“. (memm)  

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