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Junge Menschen wollen die Streuobstwiesen im Odenwaldkreis für die Zukunft erhalten

Ana Stephan, Anke Braun (Kelterei Krämer), Hans Helmut Börner Foto: Stephan Geidel

Ein Odenwald ohne Streuobstwiesen? Das können sich sicherlich viele nicht vorstellen. Wenn es jedoch nach der Studienarbeit der Studentin Ana Stephan geht, könnte dieses Szenario im Odenwaldkreis Realität werden. Sofern nicht umgehend umfassende Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden.Frau Stephan studiert im Masterstudiengang „Ökologische Landwirtschaft“ an der Universität Kassel und ist in Bad König aufgewachsen. Für ihre Studienarbeit hat es sie in den Odenwaldkreis zurückgezogen: „Der Odenwald ist meine Heimat. Ich fühle mich den Menschen, den Traditionen und der Landschaft sehr verbunden.“ Allerdings fiel ihr dabei der schlechte Zustand vieler Streuobstwiesen auf. Aktuelle Informationen über Odenwälder Streuobstwiesen seien nur begrenzt verfügbar, bis auf einige Online-Artikel und zwei bis drei Webseiten von lokalen Organisationen ließe sich die Situation der Streuobstwiesen im Odenwaldkreis nur schlecht einschätzen. Frau Stephan führte daher Interviews mit acht lokalen Expertinnen und Experten, die im Streuobst aktiv sind. Der Zustand der Streuobstwiesen, Bedrohungen für das Streuobst und Wissens- und Handlungslücken für den Streuobstwiesenerhalt wurden besprochen. „Die Interviews waren sehr interessant und erkenntnisreich. Alle waren für das Thema sehr offen und haben mein Vorhaben begrüßt“, resümiert Ana Stephan. Ein großes Bedürfnis, über das Thema zu reden, herrsche – teilweise sogar großer Frust über die aktuellen Entwicklungen im Streuobst.

So zeigten sich Hans Helmut Börner (Reichelsheim) und Geschäftsführer Werner Geidel (Bad König) vom Kreisverband Odenwald-Dieburg für Obstbau, Garten- und Landschaftspflege sehr erfreut und stellten Frau Stephan Unterlagen über das Thema zur Verfügung. Gemeinsam besuchte man Streuobstflächen und eine Neuanpflanzung von Hochstämmen, wo Wildblumen zur Insektennahrung mit eingesät sind. Die Insekten danken dies mit der Bestäubung der dort gepflanzten Apfelbäume. Man war sich einig, dass Streuobst ohne Verwertung in einer ortsnahen Kelterei – hier Kelterei Krämer – keine Zukunft hat. Während es im Mümlingtal keine Kelterei mehr gibt, sind es an der Gersprenz noch vier. „Besonders Misteln, Krankheiten und Schädlinge setzen den Bäumen stark zu. Die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre führten zu Stress und schwachem Unterwuchs der Bäume. Aber auch mangelnde Wirtschaftlichkeit und daher fehlende Pflege sind Bedrohungsfaktoren. Es wird im Angesicht immer umständlicher, Streuobstwiesen zu pflegen. Obendrauf rentiert es sich wirtschaftlich nicht“, so die Studentin.

Auch fehle eine aktive Beteiligung der politischen und kommunalen Ebene, die Zukunft der Streuobstwiesen läge meist in den Händen Freiwilliger, die diese in ihrer Freizeit pflegen. Das Thema Streuobst müsse stärker in dauerhafte, kommunale Strukturen implementiert werden, hierfür ist mehr technisches Fachwissen des Verwaltungspersonals erforderlich. Fördergelder sollten im größeren Umfang praxisgerecht zur Verfügung stehen, sowohl für Landwirtschaftsbetriebe als auch für Privatpersonen, denn Streuobst ist gegenüber herkömmlichem Tafelobst nicht wettbewerbsfähig. Hier geschieht alles in Handarbeit, Sachverstand ist wichtig für den Erhalt, und die Produkte bedürfen besonderer Vermarktungsstrukturen, die zum Kauf von regionalen Streuobstprodukten anregen.

Kurzfristig sei es besonders dringlich den aktuellen Bestand durch aktive Pflegearbeiten zu sichern: Mistelentfernung, Erziehungs- und Verjüngungsschnitte, Neupflanzungen und Weideschutz sowie Rodung von Bäumen, die nicht mehr zu retten sind, um eine weitere Ausbreitung von Mistel oder Rindenbrand zu verhindern.

Große Hoffnung in Sachen Streuobst wird im Odenwaldkreis in den aktuell in Gründung befindlichen Landschaftspflegeverband gesteckt: „Der Verband ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er hat das Potenzial Maßnahmen im Streuobst zu bündeln, zwischen unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren zu vermitteln und die Bevölkerung für den Naturschutz allgemein zu sensibilisieren.“ Dabei ist Frau Stephan klar, dass der Verband neben dem Streuobst auch weitere wichtige Themen bearbeiten muss. Deshalb sei es umso wichtiger auch in der Verwaltung personelle und finanzielle Ressourcen für das Thema bereitzustellen. „Nur eine breite Beteiligung und aktive Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure kann das Streuobst für die Zukunft erhalten. Es ist an der Zeit aktiv zu werden. Viel Zeit bleibt leider nicht mehr.“ Stephan Geidel und Hans Helmut Börner

Weiterlesen auf www.odenwaelder-apfel.de : Diesen Beitrag finden Sie in vollem Umfang, außerdem die Themen Obstwiesenpflege, Mistel und schwarzer Rindenbrand und Infos zu unseren Fachwartkursen für Obstbaumpflege.

8. bis 10. Oktober Bauernmarkt

in Litzelbach bei „Odenwälder Feine Spezialitäten“: Grasellenbach OT Litzelbach, Scharbacher Str.7 https://odw-feine-spezialitaeten.eu/ zum Teil barrierefrei, kann mit Öffentlichen erreicht werden

10. Oktober Bieberauer Kelterfest

11 bis 18 Uhr am Gelände „Im Briebel“, zwischen Senioren-Spielplatz und Tennishalle, mit Frühschoppenmusik des ev. Posaunenchor, Äpfel keltern für Kinder inkl Apfelsaftprobe (eigene Trinkbecher mitbringen), Mitmachtänzen der Landjugend, Infostand der Kelterei Dölp mit Apfelweinverkostung, Imker präsentieren ihre Arbeit, GeoPark-Infostand und Leckerem zum Essen und Trinken der Groß-Bieberauer Vereine

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