Eine runde Sache: 90 Jahre baier & michels, seit 20 Jahren in Rohrbach – Beim Sommerfest am 10. Juli gibt es viel Programm

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100 Jahre Automobiltradition in Ober-Ramstadt

Weil Zukunft Herkunft braucht: In der b&m-Firmenzentrale präsentieren die Auszubildenden ein Schmuckstück des ehemaligen Autoherstellers Röhr. Foto: Rüdiger Dunker/baier&michels

OBER-RAMSTADT. Seit 1922 ist Ober-Ramstadt regelmäßig Standort für Hersteller und Zulieferer der Fahrzeugbranche. Die Verbindungstechnik-Spezialisten von baier & michels, auch unter b & m bekannt, feiern das Jubiläum mit einem Sommerfest. Zeit für einen Blick in den historischen Rückspiegel.Deutschland, 1932. Die Weimarer Republik erlebt stürmische Zeiten, im Kino wird „Blonde Venus“ mit Marlene Dietrich zum Blockbuster, und der FC Bayern München gewinnt die erste seiner bisher 32 nationalen Fußball-Meisterschaften. Es ist das Jahr, in dem der Kaufmann Wilhelm Baier und der Ingenieur Richard Michels ihre Geschäftsidee verwirklichen. In Frankfurt gründen sie einen Schrauben- und Verbindungstechnikladen: Zu den Kunden von baier & michels gehören unter anderem Automobilbauer wie Opel und die Adlerwerke.Zehn Jahre zuvor, Ober-Ramstadt. Die Falcon Automobilwerke aus dem schwäbischen Sontheim werden bei ihrer Suche nach einem größeren Werksgelände in der alten Munitionsfabrik Max Walbinger fündig. Noch 1922 startet dort die Produktion des Falcon CA 6 6/20. Aus 1,5 Liter Hubraum leistet er 20 PS und erreicht damit die Höchstgeschwindigkeit von 75 Stundenkilometern. Was folgt, ist ein Ruf als zuverlässiger Hersteller, jedoch auch die Senkung von Einfuhrzöllen für ausländische Autos. Diese sind technisch reifer und in Massenfertigung hergestellt – 1926 gibt die Firma nach 600 als Einzelanfertigung hergestellten Falcon-Exemplaren das Geschäft auf.Die Werkshallen bleiben nicht leer. Mit großen Visionen fährt die Röhr Auto AG vor: Das Modell Röhr 8 Typ R überzeugt unter anderem dank niedriger Bauweise, Zahnstangenlenkung und Einzelradaufhängung. Berlin, Amsterdam, Paris – bei den Branchenmessen sorgt die technische Innovation aus Ober-Ramstadt für Aufsehen (Slogan: „Der sicherste Wagen der Welt“). 1929 sind rund 800 Röhr-Beschäftigte am Standort tätig.Doch die Wirtschaftskrise, strategische Flops und die Naziherrschaft bremsen das Unternehmen aus. Die Werkstätten werden im Frühjahr 1935 geschlossen. Von den fast 4000 gebauten werden nur etwa 30 Röhr-Wagen übrig bleiben.Nach Kriegsende setzt die US-Armee die automobile Tradition in Ober-Ramstadt fort. Bis 1993 betreibt sie das „Tire Depot“, einen Betrieb für Reifenrunderneuerung. 2002 wird ein neues Kapitel eröffnet: Im Ortsteil Rohrbach zieht das Unternehmen baier & michels, kurz b&m, mit 30 Beschäftigten auf das Schneider-Gelände ein. Denn aus dem 1932 in Frankfurt gegründeten Schraubenladen ist inzwischen ein auf die Automobilindustrie spezialisierter Zulieferer geworden. Im Zuge eines Wachstumskurses ist b&m nun dabei, sein Spektrum als Händler um den Aspekt Produzent für hochwertige Verbindungs- und Dichtungstechnik zu erweitern.Ober-Ramstadt, Sommer 2022. Aktuell haben mehr als 200 Menschen in der b&m-Zentrale ihre berufliche Heimat gefunden. Mit einem Sommerfest feiert das Unternehmen seinen 90. Geburtstag und „100 Jahre Automobiltradition in Ober-Ramstadt“. (red)

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