Wanderung mit Besuch der Ausgrabungsstätte Grube Messel

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Wo das Urpferdchen zuhause war

Die Umrisse des Maarvulkan-Sees sind noch gut zu erkennen. Foto: Manfred Giebenhain

MESSEL. Auf 11 Kilometern verläuft der Urpferdchenweg (Markierung M 1) rund um das Unesco-Weltnaturerbe Grube Messel, das nordöstlich von Darmstadt liegt. Der Weg beginnt am Bahnhof von Messel, und führt zunächst hinein in den Ort, wo in einem Fachwerkhaus das Fossilien- und Heimatmuseum Messel (im alten Rathaus, Langgasse 2) steht. Höhepunkt des Rundwanderwegs ist ein Besuch der Ausgrabungsstätte Grube Messel mit dem Besucherzentrum.Einen Vorgeschmack bietet der Besuch im Fossilien- und Heimatmuseum, das neben der Heimatgeschichte einen Einblick in die lokale wirtschaftliche Entwicklung bietet. Es folgt eine große Ausstellung zur Erdgeschichte des Mittleren Eozäns (zwischen 56 Millionen und etwa 33,9 Millionen Jahren) mit Originalfunden aus der Grube Messel. Der Rundwanderweg selbst ist den über siebzig in der Ölschiefergrube Messel gefundenen Urpferdchen zu verdanken, die etwa die Größe eines Terriers (30 Zentimeter) erreichten. Der Weg verläuft über die Langgasse hinaus auf Feldwege, entlang des Walds und wieder in ein offenes Gelände. Im Zeilharder Wald sind Reste von Vulkanismus aus dem Tertiär erkennbar. Danach erreichen wir den Wald und gelangen zum Besucherzentrum am Unesco-Weltnaturerbe Grube Messel.Von außen lässt der monströse Betonbau nicht ahnen, was den Besucher im Inneren erwartet. Schrittweise erschließt es sich dem Betrachter, dass er an einem besonderen Ort angekommen ist. Die gezeigten Exponate sprechen für sich. Und dann erfährt der Besucher, dass die Grube einer Schatzkammer gleicht, wie sie vergleichsweise bisher nur an drei weiteren Orten weltweit entdeckt wurde. Wer sich unter dem Zeitalter des Eozäns in der Tertiärzeit nichts vorstellen kann, erfährt zu Beginn einer Führung, wofür die einstige Ölschieferförderstelle steht: „Auf unseren Grubentouren betreten Sie einen versteinerten See, der wie kein anderer Ort die eozäne Lebenswelt archiviert. Im Besucherzentrum werden Skelette von 48 Millionen Jahre alten Lebewesen in einer einzigarten Erhaltung und berührender Ästhetik sowie Fossilien in großen Mengen und Artenvielfalt dargeboten.“Es war die Zeit, in der die Säugetiere begannen, sich in allen Landökosystemen auszubreiten. Die besten Funde wurden in eine Kunstharzschicht gegossen, um die Form nicht zu beschädigen. Auf diese Weise konnten allein rund 70 Urpferdchen in Messel sichergestellt werden. Hinzu kommen Pflanzenreste, Käfer, Fische, Vögel und Wirbeltiere, die im Ölschiefer dank ihres Wasseranteils von 40 Prozent vor dem Zerfall bewahrt werden können. Seit 1995 hält die Unesco ihre schützenden Hände über das Gelände, das als Mülldeponie enden sollte. Es ist dem langen Atem einer lokalen Bürgerinitiative zu verdanken, dass eine bereits im Hessischen Landtag gefällte Entscheidung in diese Richtung rechtzeitig noch korrigiert wurde.Das Besucherzentrum der Welterbe Grube Messel gGmbH (Telefon 06159 717590) hat täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Zur Dauerausstellung im Inneren gehören ein Bistrobereich und Shop mit Empfang. Geführte Touren und Spezialtouren sowie Angebote für Kinder beziehen neben den Fundstätten den Themengarten und den Zeitengarten mit seinen Gestein-Erlebnis-Inseln ein. (mgi)  

BUCHTIPP

Wo das Urpferdchen zuhause war-2

Wandern auf den schönsten Höhenwegen im Odenwald und Maintal. 21 Rundwanderungen von Dietmar Schöpper; detaillierte Tourenkarten mit aktueller Wegemarkierung. ISBN 978-3-942215-03-9. Bezugsquelle: es-Verlag unter E-Mail an kopierzentrum@t-online.de. Preis 12 Euro.
  

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