Gregor Kurz restauriert eine Unirag-Raupe aus dem Michelstädter Hüttenwerk

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Per du mit den Maschinen 

Gregor Kurz beim Zusammenbau seines Schätzchens. Vater Thomas assistiert. Foto: Michel Lang

Nichts geht mehr. Und das mit Absicht. Wer nicht weiß, was der Bub da vor sich hat, der kommt auch durch Raten kaum darauf. Da muss er schon den bald 16 Jahre alten Schüler Gregor Kurz aus Michelstadt fragen, um dieses Geheimnis zu lüften. Der Gymnasiast hat es sich nämlich zu Aufgabe gemacht, eine 1963 produzierte Unirag-Raupe aus dem ehemaligen Hüttenwerk zu zerlegen und vollkommen neu aufzubauen.Das Schrauber-Gen hat er von Vater Thomas geerbt, der mit allen Maschinen und Motoren per Du ist und dem Sohn gelegentlich assistiert. Gekauft wurde das Gerät im Produktionsjahr von der damals selbstständigen Gemeinde Steinbach und versah im dortigen Bauhof seine Dienste. Mit der Gebietsreform 1972 kroch die Raupe nach Michelstadt und verlor durch häufigen Kontakt mit Streusalz langsam ihre Funktionstüchtigkeit. Durch Oldtimer-Freund Klaus Resch wurde sie teilrestauriert und schließlich von Gregor Kurz abgekauft und komplett zerlegt.

„Ich habe die Teile geschliffen und sandgestrahlt, wenn dies nötig war“, erinnert sich Kurz. Jetzt werden sie grundiert und lackiert, bevor das lokale Kulturgut im Zustand seines Werdens auf dem Klassikerfestival ausgestellt wird. Dabei benötigen das Getriebe und der Motor neue Dichtringe. Seinen satten Sound erhält der kleine Kriecher von einem bescheidenen zwölf PS Zweitakt-Diesel der Firma ILO. Seine eigene und baugleiche Raupe hat er in Brombachtal erworben und den schwachen Motor durch einen 20 PS-Motor ersetzt. Für ihn zählt die praktische Nutzanwendung. Mittlerweile hat der Enthusiast Dominik Schäfer aus Rastatt, selbst glücklicher Raupeneigner, viele der zirka 400 erzeugten gelben Kettenfahrzeuge in einem Register erfasst und zugeordnet. Hierzu zählen auch Lizenzbauten. Ebenso hat er deren stolze Besitzer zusammengebracht. Ursprünglich wurde die später als Universal-Raupengerät (UNIRAG) vermarktete Alleskönnerin für den Weinbau produziert, um steile Lagen zu erklimmen und enge Zwischenräume im Weinberg schadlos zu bewältigen. Mit 63 Zentimetern in der Breite war dies kein Problem. Doch auch die späteren 14 PS konnten das Schmalspurgerät aus Michelstadt schlussendlich nicht retten.

Es gab Modelle für die Forstwirtschaft, den Einsatz im Moor sowie für den Baustellenbereich. Die nach Frankreich exportierten Exemplare wurden wegen Kettenverbots auf Reifen montiert. Zapfwellen erlaubten das Anbringen ergänzender Geräte.

Das Hüttenwerk-Raupenregister und auch das Ensinger-Traktoren-Register sind auf www.odenwaelder-oldtimerfreunde.de einsehbar. Auf dem Festival werden die Raupen als Teil des Traktor-Highlights „Maschinen und Geräte aus dem Odenwald“ präsentiert. mil
   

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