Der Fiat 500 erobert Italien und zieht weite Kreise in Europa

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Das kleine Glück aus Turin

Das Dreigestirn der Rinallos: Hier sind Papa Carmelo und Sohn Salvatore mit einer „Giardiniera“ beschäftigt, während Sohn Diego an der Hebebühne arbeitet. Das Scharnier rechts verweist auf die Selbstmördertüren. Foto: Michel Lang

„Zwei kleine Italiener, die träumen von Napoli, von Tina und Marina“, sang einst Conny Froboess. Doch die Reise mit dem Zug nach Neapel zu ihren Freundinnen war für Alberto und Alfredo aus Bergamo lang und teuer.Dies änderte sich schlagartig, als sich auch die beiden Eisverkäufer aus dem Norden im Jahr 1957 ein Auto gönnen konnten. Da wurde der Fiat 500 als Nachfolger des Fiat Topolino (Mäuschen) in der Fabrik aus der Taufe gehoben.Dass die kleine Kugel zur Ikone der Motorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollte, zeigte sich dann später. Entworfen von Dante Giacosa, wurde das zu Beginn etwas belächelte und anfangs unter der Bezeichnung „Nouva“ verkaufte Ei in seinen unterschiedlichen Versionen bis zur Einstellung der Produktion 1975 annähernd 4Millionen Mal gekauft. Die erste Variante mit lediglich zwei Sitzen, aber einem Gepäckraum für 70 Kilogramm, war schlagartig beliebt und schaffte mit zarten 13 PS angenehme 85 Kilometer in der Stunde. Bald wurde der 500-er zum Viersitzer, bekam zwei Pferdestärken mehr unter die Haube gepackt und schaffte jetzt 90 Kilometer in der Stunde. Ein Faltdach verschaffte den Reisenden regelrechtes Cabrio-Gefühl.Ein Jahr später folgte die Sportversion des Knubbels mit satten 21,5 PS Leistung. Familien fanden bereits 1960 ausreichend Platz im „Giardiniera“, der Caravan-Version mit seitlich zu öffnender Heckklappe und properen 17,5 PS Motorleistung. Die fleißige „Gärtnerin“ wurde bis zum Ende ihrer Bauzeit mit den sogenannten Selbstmördertüren ausgestattet, welche hinten angeschlagen waren und nachvollziehbare Nachteile aufwiesen.1965 schließlich wurde mit dem F-Modell der Anschlag der Türen versetzt und man konnte wie heute üblich in das Bürschchen einsteigen. Der leicht erhöhte Benzinverbrauch erklärt sich durch jetzt standesgemäße 18 PS als Vortrieb.Die 1968 realisierte L-Version imponierte mit modern gestaltetem Cockpit und modernisiertem Innenraum. 1972 steht das R für renoviert und bereitete dem Fiat 126 den Weg.Eingestellt wurde die kleine Kugel des automobilen Glücks 1975. Zwar gibt es seit 2007 deren optisch und technisch geglättete Version, doch die eigentliche Geschichte des epochemachenden Originals ist nicht fertiggeschrieben.Denn der Fiat 500 ist ein erschwinglicher Partner vieler Oldtimer-Fans, die in der Meisterwerkstatt „Autofficina Rinallo“ zwischen Elsenfeld und Kleinwallstadt einen verlässlichen Partner für alle Probleme finden, die ihr kleiner Freund machen könnte. Mit italienischem Herzblut wird dort jeder 500er zum Familienmitglied auf Zeit. Papa Carmelo hat übrigens schon mit zwölf Jahren in der Heimat an Fiats und Alfa-Romeos geschraubt. Nun wird die Werkstatt von den Söhnen betrieben. Ciao heißt es dort für das kleine Glück aus Turin noch lange nicht.Bei der „Nibelungen Klassik“ die am Samstag, dem 9. Juli, startet, findet zwischen 11 und 13.15 Uhr eine Sonderprüfung bei diesem Betrieb mit Herz statt. Hier können sich Teilnehmer, Gäste und Kunden ein Bild von den handwerklichen Fähigkeit der „famiglia italiana“ machen. mil    

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